Wenn eine Sache stinkt und man will etwas darüber wissen, dann hängen Politiker und Pressesprecher gerne so eine Art verbalen Wunderbaum auf: Es riecht immer noch komisch, aber man weiß nicht mehr recht, wonach. Passend dazu gibt es immer mehr Medien, die bedanken sich auch dann für ein Gespräch, wenn der Interviewte in Wirklichkeit eigentlich nichts gesagt hat.
Zugleich werden in immer mehr Container- und Reality-Shows immer mehr Sachen gesagt, die keinen etwas angehen: eigentlich private Dialoge, die zudem bei sensiblen Menschen ganz zu Recht schizophrene Schübe auslösen. („Was hast du denn?“ – „NICHTS!!!“). – Das heißt, die „normale“ Gesprächskultur bewegt sich gewissermaßen zwischen Verstopfung und Durchfall.
Und anscheinend ist das alles zunehmend OK so (denn sonst würde es sich ja nicht verkaufen). Blödsinn zu reden ist also in Ordnung, das ist die Botschaft. Es ist aber genauso in Ordnung, etwas Intelligentes zu sagen – solange man nicht erwartet, dass das auch anerkannt wird. Also: Bewertungen mit breiter Resonanz gibt es zwar noch bei „Deutschland sucht den Superstar“, aber kaum noch bei Fragen von Bedeutung, wo es um „richtig“ oder „falsch“ geht. Auf dem Boden dieser Beliebigkeit findet die Sprache keinen Halt mehr. Sie dreht quasi durch und verliert das Profil.
Hat sich damit die Tätigkeit von uns Textern erledigt? Ich behaupte: Nein, weil es trotzdem noch einen Unterschied macht, wie ich etwas sage. (Langweilig geht zum Beispiel gar nicht!) Wenn ich mir beim Schreiben also eh schon Mühe gebe, kann ich es aber gleich auch noch intelligent machen. Wie gesagt: Schadet ja nichts! Ein paar Leute merken das – und die freuen sich dann, dass sie doch noch nicht die letzten mit Hirn sind. (Übrigens zugleich eine kaufkräftige Zielgruppe!)
Wir werden also die Fahne einer Sprache, die diesen Namen verdient, hochhalten – damit wir auch morgen noch sinnvoll miteinander reden können. Es ist eigentlich eine Win-Win-Situation: Nicht nur, dass Sie einen guten Text bekommen und ich ein Honorar; wir leisten damit auch noch beiderseits Kulturarbeit. Und dagegen lässt sich ja wirklich nichts sagen.
18. Oktober 2011
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