Nach irgend einem Naturgesetz, dessen Namen ich vergessen habe, verteilen sich Dinge gleichmäßig, solange sie nicht von einer ordnenden Macht daran gehindert werden. Hundehaare und Kinderspielzeug illustrieren dieses Gesetz sehr schön: Statt sich auf zwei, drei Häufchen zusammenzulegen, von wo sie leicht aufzusammeln wären, findet man sie im Wohnbereich so, als ob es eigene Sprinkleranlagen dafür gäbe.
Eine Ausnahme von diesem Gesetz bilden Aufträge für Freiberufler. Solche Aufträge orientieren sich mehr an einer Art genetisch verankertem Herdentrieb. Sie meiden die Nähe des Freiberuflers instinktiv z.B. während des Durchzugs eines ausgedehnten Tiefdruckgebiets, das ja der Schreibtischarbeit an sich förderlich wäre. Wenn es dann langsam aufklart, meldet sich (scheinbar harmlos und wegen langer Abstinenz freudig begrüßt) ein alter Kunde. Er will in den kommenden Wochen seine Homepage von Grund auf renovieren. Das ist quasi der Leitbulle.
Die Büffelherde in seinem Gefolge sind kleine Jobs, die ihre ebenfalls nur scheinbare Harmlosigkeit durch unaufschiebbare Dringlichkeit und eine identische Deadline wettmachen. Inzwischen hat Föhn eingesetzt, frühlingsblauer Himmel lässt bei Frau und Kindern die Lust auf einen Familienausflug unwiderstehlich werden, da eskaliert die Stampede ein bisschen:
Die Bürgerinitiative, deren schreibendes Organ der Freiberufler ist, muss eine Presseinformation herausgeben. Dazu gilt es die wissenschaftliche Literatur der letzten fünf Jahre zum Thema zu sichten, und zwar bis gestern.
Nein, nein, ich klage gar nicht! Der Himmel schickt mir Kunden, auf die ich Monate gewartet habe, er wird mir auch wieder eine leere Prairie schicken. Dort wird sich ein armer einsamer Freelance-Cowboy fragen, warum diese Büffel nicht demselben Gesetz gehorchen wie Hundehaare und Kinderspielzeug. Ich möchte kein anderes Leben! Meistens.
Nachtrag: Der hochverehrte Kollege Harald Martenstein hat sich in seiner wöchentlichen Kolumne im ZEIT magazin ganz zufällig und gleichzeitig mit fast demselben Thema lesenswert (wie fast immer) auseinandergesetzt.
10. März 2011
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